In den letzten Wochen wurde viel über Sozialbetrug gesprochen.
Das Thema ist wichtig – jeder Missbrauch schadet dem Vertrauen in das System.
Aber Fairness gilt nicht nur nach unten, sondern in alle Richtungen.

Ein aktueller Newsletter der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) warnt eindringlich vor einem „besorgniserregenden Anstieg des Sozialbetrugs“. Darin heißt es:

„Unser Sozialsystem ist ein zentraler Pfeiler unserer Gesellschaft – und es lebt vom Vertrauen aller. Dieses Vertrauen wird dort gefährdet, wo Leistungen in Anspruch genommen werden, ohne dass ein Anspruch besteht.“

Die WKNÖ betont, dass Sozialbetrug im Steigen begriffen sei:
2024 wurden knapp 4.900 Fälle angezeigt (plus 9,1 % gegenüber 2023). Seit Gründung der Taskforce gegen Sozialleistungsbetrug (Solbe) im Innenministerium 2018 beläuft sich der Gesamtschaden auf rund 135 Millionen Euro.

Das klingt alarmierend – bis man die Zahl in Relation setzt:
Während der Schaden durch Sozialbetrug seit 2018 kumuliert 135 Millionen Euro beträgt, gehen dem Staat allein jedes Jahr durch Steuerhinterziehung rund 13 Milliarden Euro verloren.
Das entspricht fast 10 Prozent des gesamten Bundeshaushalts.

Sozialbetrug Steuerbetrug

Verhältnismäßigkeit und Fairness

Beide Formen des Missbrauchs schaden dem Vertrauen. Aber die Dimensionen unterscheiden sich um den Faktor 100.
Wenn also über Fairness gesprochen wird, muss auch über jene gesprochen werden, die am meisten Verantwortung tragen – und über jene Strukturen, die es ermöglichen, dass Milliarden an Steuern verschwinden.

Viele denken bei Steuerbetrug an „Pfusch“ oder Schwarzarbeit. Doch das ist nur ein kleiner Teil des Problems.
Der Großteil der entgangenen Steuern entsteht an ganz anderen Stellen – im großen Maßstab, strukturell und international.

Woher kommt Steuerhinterziehung?

1️⃣ Umsatzsteuerbetrug – ca. 4–6 Mrd. €

Der größte Anteil entsteht durch sogenannte Umsatzsteuerkarusselle.
Dabei kassieren Unternehmen Vorsteuer, führen aber keine Umsatzsteuer ab und verschwinden aus dem Markt.
Diese grenzüberschreitenden Betrugsstrukturen sind schwer zu kontrollieren und verursachen laut EU-Kommission jährlich Milliardenverluste.

2️⃣ Gewinnverlagerung und Unternehmenssteuern – ca. 3–4 Mrd. €

Internationale Konzerne verschieben Gewinne in Länder mit niedrigen Steuern – etwa über interne Verrechnungspreise, Lizenzgebühren oder Zinsverrechnungen.
Diese Methoden sind oft legal („Steuervermeidung“), aber ökonomisch hoch problematisch:
Gewinne entstehen in Österreich, Steuern werden anderswo bezahlt – oder gar nicht.

3️⃣ Einkommensteuer & Kapitalerträge – ca. 2–3 Mrd. €

Hier geht es um nicht deklarierte Einkommen, Auslandskonten oder nicht versteuerte Kapitalerträge.
Auch kleinere Formen wie Schwarzarbeit im Handwerk oder in der Gastronomie gehören dazu.
Dieser Bereich ist sichtbar – aber im Vergleich zur Unternehmenssphäre eher klein.

4️⃣ Schattenwirtschaft („Pfusch“) – ca. 2–3 Mrd. €

Der klassische „Pfusch“ ist Teil des Problems, aber nicht dessen Zentrum.
Laut WIFO macht die Schattenwirtschaft etwa 7–8 % des BIP aus,
doch selbst eine vollständige Legalisierung würde nur einen Bruchteil der Steuerlücke schließen.

⚖️ Fazit

Die Wirtschaftskammer fordert in ihrem Schreiben:

„Nur wenn Leistung, Fairness und Verantwortung Hand in Hand gehen, stärken wir Vertrauen, Wettbewerbsfähigkeit und sozialen Zusammenhalt.“

Dem kann man nur zustimmen – wenn Fairness umfassend verstanden wird. Denn Vertrauen entsteht nicht, wenn man nur auf Betrug „unten“ zeigt, sondern wenn man auch dort hinsieht, wo die wirklich großen Summen verloren gehen:
bei systemischer Steuerhinterziehung, internationaler Gewinnverlagerung und unterlassener Besteuerung großer Vermögen.

Beides – Steuerbetrug und Sozialbetrug – untergräbt Fairness.
Doch der Unterschied in der Größenordnung ist gewaltig:
13 Milliarden Euro gegen 135 Millionen Euro.

Wenn wir über Gerechtigkeit sprechen,
müssen wir über alle Formen von Betrug sprechen –
auch über jene, die in komplexen Systemen verborgen bleiben.

Denn echte Fairness bedeutet:
Alle tragen ihren Beitrag zum Gemeinwohl – oben wie unten.


📊 Quellen: Momentum Institut, Arbeiterkammer Wien, EU-Kommission (VAT Gap Report), WIFO, OECD, BKA, BMI
🧾 Datenstand: 2024

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